Montag, 28. Juli 2014

Beim Friseur - oder: Warum sagt man eigentlich nie, was man denkt?

Wenn frau sich unwohl fühlt und mürrisch wird, gibt's für mich oftmals nur eine kurzfristige Therapie: Ich muss dringend zum Friseur! Und wenn ICH da anrufe, muss es immer nach Notfall klingen, d.h. ich kann kaum noch 48 Std warten. Das ging diesmal schon schief, weil ich offensichtlich eine etwas unbeholfene Mitarbeiterin der Friseurin meines Vetrauens an der Strippe hatte. Geschlagene 5 min dauerte es, bis sie mir einen Termin "aber leider nicht mehr diese Woche und nächste Woche is auch schon eng" geben konnte. Um von der Chefin "behandelt" zu werden hab ich also eine Woche Wartezeit in Kauf genommen.

Fast nicht auszuhalten!

Renne also, in Erwartung eines ca. 1-stündigen Wellness-Programms, frohen Mutes in den Salon. Chefin lächelt von der Ferne, macht aber keine Anstalten, mich wie sonst üblich zu begrüßen. Naja, kann ja mal vorkommen, ich wundere mich zum ersten Mal. Eine Mitarbeiterin, die mir letztens schon mal die Haare geschnitten hat  (und ich nicht sooooo begeistert war), erkundigt sich, was gemacht wird. Ich ahne, dass da in der Planung wohl etwas missverstanden wurde, aber ich ergebe mich meinem Schicksal. Wird schon schief gehen, jeder kriegt ja ne zweite Chance.

Das neue Lehrmädchen, ich nenne sie mal Marie, - vielleicht ist es auch nur eine Praktikantin, bindet mir den Umhang um, wobei sie mich fast erwürgt, und wäscht mir erstmal die Haare, Wasser immer knapp am Auge vorbei. Ich hasse diese harten Waschbecken in meinem eh schon geschundenen Nacken! Gibts die Dinger eigentlich auch gepolstert? Bei Udo Walz in Berlin bestimmt, da geh ich nächstes Mal hin! Ich wundere mich zum zweiten Mal: sonst krieg ich immer zuerst Farbe, dann waschen... Mit einem einfühlsamen Ruck katapultiert mich Marie wieder in die Horizontale - meine Nackenwirbel bedanken sich schon mal - und, ZACK!, rubbelt mir den Kopf strubbelig, um mir danach, ZACK! ein frisches Handtuch um die Schultern zu knallen.
Danach die Frage: "Wollnse was trinken?" Ich, mit einem fragenden Unterton: "Kaffee wär gut?", denn da helfen nur noch starke Bohnen. "Milch, Zucker?" "Ohne Zucker, bitte."
Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht: Marie meint es wirklich gut mit mir, sie ist nur ein bisschen grobmotorisch und eine von den Menschen, die es , sagen wir mal, schulisch gesehen etwas schwerer haben. Dennoch hat sie hier bei der ortsansässigen Haarschneiderin eine Chance bekommen und das ist doch auch schon was wert.

Die Friseuse, nennen wir sie mal Tina, will wissen, welche Farbe drauf soll: "Schoko, wie immer? Heller oder dunkler?" Ich kenn mich zwar mit Farben aus, bin in dem Moment aber doch überfordert, bis jetzt konnte ich mir nur merken, dass die Farbe so heißt, nicht, daß es auch noch Nuancen davon gibt. Sie kommt mit 5 verschiedenen Haarfarbproben aus 100% Polyester und ich entscheide mich spontan für einen völlig anderen Ton: "chocolat". Tatsächlich ist chocolat viiiiel dunkler als schoko und schimmert lt. Auskunft in der Sonne golden. Da muss Chemie drin sein, normale Schokolade schimmert in der Sonne doch auch nicht, sie schmilzt höchstens! Egal, drauf das Zeug, ich sitze eh schon viel zu lange hier rum.

"Marie macht Ihnen gleich die Farbe drauf!" Oh nein, bitte nicht schon wieder, mir schwant böses, doch Marie rückt an, mit Pinsel und Farbe bewaffnet. Ich meine mich erinnern zu können, dass normalerweise ca.10 min reichen, um Farbe in einer bestimmten "Auftragtechnik", auf einem Kurzhaar-Kopf  zu verteilen. Gut, Marie übt ja noch - aber muss ausgerechnet heute MEIN Kopf dafür herhalten? Sie matscht das Zeug in Zeitlupentempo kreuz und quer über meinen Schädel, wobei ich das Gefühl habe, sie biegt jedes Haar einzeln um, um es zu bearbeiten. Am Ende ziert mich ein ca. 2cm breiter  Rand aus Zartbitter-"chocolat" an der Stirn entlang, der so langsam aber sicher vor sich hintrocknet, die Ohrmuscheln sind chocolat-farbig, braune Flecken an der Backe und das Genick sehe ich ja zum Glück nicht. Ich seh aus, als wär ich in ein Schlammloch gefallen. Falls jetzt jemand bekanntes reinkommt, sieht er mich hoffentlich nicht - ach, was sag ich - es würde mich eh niemand mehr erkennen!!!
Ich sitze da wie mit einem dunkelbraun tätowierten Stirnband. Fast eine halbe Stunde dauert diese Prozedur, eigentlich könnte sie es doch jetzt gleich wieder runterwaschen, denn die Einwirkzeit ist doch auch nicht länger! Ich wundere mich......

Dann geht sie und holt ein weiteres Handtuch, um die Kuvertüre wieder aus meinem Gesicht zu rubbeln, das dauert weitere 5 min und erst DANN schaltet sie die Eieruhr auf eine halbe Stunde Einwirkzeit! Ich male mir aus, ob aus dem Zartbitter-Ton dann eine 70%-Kakao-Herrenschokolade wird, geschweige denn, ob es den Haarwurzeln gut tun wird, wenn sie so lange der chemischen Keule ausgesetzt sind.

Für die nächsten 30 min bekomme ich heute auch keine Zeitung angeboten, nicht mal das "Goldene Blatt", wo ich mich mal wieder über die europäischen Königshäuser hätte informieren können. Dienstleistungswüste Deutschland, denke ich mir. Werde nächstes Mal ein eigenes Buch mitnehmen. Also betrachte ich das Gruselkabinett hinter mir im Spiegel: Einer sehr beleibten Dame mit Doppelkinn werden gerade Blockstreifen in die halblangen Haare geschmiert (ist das eigentlich noch "in"?), sieht verdächtig nach Zebra aus! Ich finde, sie ist eindeutig zu alt für sowas und möchte das Endergebnis lieber nicht abwarten. Hinter mir packt eine weißhaarige Oma ihr eigenes Shampoo aus einer zerknitterten Tüte und plappert dann ohne Punkt und Komma in Berliner Dialekt auf die Chefin ein. Dazwischen ein männlicher Teenager: "Bitte trocken schneiden. Kurz. Ohren frei." Klare Ansage. "Und mach schnell, dass ich hier wieder rauskomme", möchte man noch anfügen. Der wurde bestimmt von Muttern gezwungen....

Und jetzt: Marie widmet sich mit weiterer Farbe und der gleichen Hingabe einer anderen Kundin. Dauert genauso lange wie bei mir und danach versucht die Chefin persönlich, die Restfarbe aus dem Gesicht der Frau wieder zu entfernen.

Endlich: Die Uhr klingelt - interessiert aber keinen, weitere Minuten verstreichen. Aber jetzt: Tina erbarmt sich und wäscht mir das Zeug vom Kopf. Dauert auch länger als sonst, schliesslich ist es ja schon so gut wie eingetrocknet und fühlt sich bereits an wie ein Farb-Helm. Ich rechne damit, dass mir beim Abtrocknen sämtliche Haare abbrechen oder ausfallen werden und ich mich gleich für eine Perücke anmelden werde, aber....oh Wunder...sie halten. Am liebsten würde ich jedes einzelne trösten.

Dann wird ja noch geschnitten. Tina schnippelt und schnippelt und bremst erst, als die Haare über dem Ohr noch ca. 1 cm lang sind. STOPP! Es reicht. "Ich glaube sie sind kurz genug", bringe ich gerade noch zwischen den Zähnen raus und denke mir "naja, hält dafür länger und ich muss nicht so schnell wiederkommen."

Und dann, nix wie raus hier. Friseur- Besuch steht ab heute nicht mehr auf meiner "Alltags-Wellness-Liste", eher bei den unvermeidbaren To-Do-Abhak-Dingen. Denke allen Ernstes kurzzeitig über eine langhaarige Grau-Frisur nach, dann hätte ich ein Problem weniger.........

Ums kurz zu machen (im wahsten Sinne des Wortes!): Die Farbe ist nach dem Trocknen tatsächlich nicht schwarz, sondern noch schokoladig, sie schimmert mit viel gutem Willen vielleicht sogar golden (das seh ich ja selber in der Sonne nicht), ich habe keinen verstärkten Haarausfall, der Preis war der selbe wie immer (räusper, öhömmmm), aber ganz ehrlich: was meine Psyche in den 2 Stunden durchmachen musste, spottet jeglicher Beschreibung. Mein Adrenalin-Spiegel war am Maximal-Anschlag und hätte an diesem Tag keinem weiteren Angriff Stand gehalten, sonst wär ich glatt übergeschnappt.
Ok - mein Nervenkostüm hat's überlebt, ich frage mich allerdings, warum ich mir immer alles gefallen lasse? Warum schreit man nicht mal "Halt! So nicht! Anhalten!", wenn einem danach ist?

Vielleicht war das im Anstands-Erziehungs-Programm einfach nicht enthalten. Selber schuld.


So long, Eure Uli



Sonntag, 27. Juli 2014

Sonntags-Pizza

Hallo, da bin ich mal wieder.......

....ja, ich weiß, der letzte Post war an Ostern , der Header ist auch noch österlich (wird demnächst geändert) und irgendwie liegt hier alles brach. Nicht dass es mir an Ideen für neue Dinge mangeln würde, nein, das nicht. Allein es hapert an den Prioritäten, an der Zeit, am mich-nicht-entscheiden-können, an der Lust, am Sommer und seinen langen Tagen, an der Bildbearbeitung und an der Umsetzung der selbigen.  Immerhin komme ich heute denen zuvor, die mich immermal daran erinnern, dass sie auf neue Beiträge warten.

Also, und damit sind wir beim Thema, heute mal wieder ein Rezept (das war das schnellste, was ich kurz mal einwerfen konnte.) Pizza lieben alle, aber Pizza selber machen ist nun nicht gerade meine Spezialität. Meistens hapert's am Teig, mal war er zu matschig und mal zu hart. Aber bei diesem Rezept funktioniert's sogar bei mir:



Und so wird's gemacht (reicht für zwei Bleche):

Teig:

Mehl mit Zucker und Salz in eine Schüssel geben,Hefe darüber bröckeln und alles miteinander vermengen.
Das Wasser langsam dazugeben, alles zu einem geschmeidigen Teig verkneten.
15 min gehen lassen, je eine Hälfte dünn ausrollen und auf ein geöltes Blech verteilen, nochmal 10 min gehen lassen.
Backofen auf höchster Stufe vorheizen!

Belag:
2 Tomaten, passierte Tomaten, Tomatenmark, Knoblauch und Gewürz im Mixer pürieren. Den Teig mit dem Tomatenpüree bestreichen. Restliche Tomaten und den Mozzarella in Scheiben schneiden, Teig damit belegen.
Auf unterster Schiene auf höchster Stufe ca. 15 min backen.
Inzwischen den Parmaschinken in dünne Streifen schneiden und den Rucola putzen, waschen und sehr trocken schleudern. Pizza nach dem backen damit belegen, mit Balsamico und Olivenöl beträufeln, salzen und pfeffern.




Und so sieht sie dann aus:



Diese Pizza schmeckt echt lecker, und da sie ja auch ein bißchen "edler" ist, eignet sie sich wunderbar als "Sonntagsbraten-Ersatz"

Also, ausprobieren!

Ich hoffe, dass Ihr auf den nächsten post nicht solange warten müsst.

Eure Uli