Samstag, 10. Dezember 2011

Eine weihnachtliche Geschichte



Der Engel mit den leeren Händen

Im Himmel lebte ein kleiner Engel, der oft sehr traurig war. Er fühlte sich überflüssig, weil er nichts Besonderes konnte. Er war nicht musikalisch, er konnte nicht malen. Er war auch nicht sportlich und wurde deshalb von den anderen Engeln immer leicht beiseite geschubst oder einfach übersehen.
Nun herrschte schon seit vielen Monaten grosse Aufregung unter den Engeln. Sie hatten von dem Erzengel Gabriel den Auftrag bekommen, sich für die Geburt des Jesuskindes eine Überraschung auszudenken. Alle Engel sollten in dieser Nacht auf die Erde fliegen, um dem neugeborenen Gotteskind ein Geschenk zu bringen. Und so wurde an allen Ecken und Enden musiziert, gemalt, gebacken. Ja, es wurden sogar warme Strümpfe gestrickt. Nur der kleine Engel wusste nicht, was er Jesus mitbringen sollte, so sehr er sich auch den Kopf zerbrach. In dieser hektischen Vorbereitungszeit wurde er besonders viel umhergeschubst und geschoben, weil er allen im Weg stand.
Nun war die Heilige Nacht herangekommen. Und die Engel machten sich bereit, um das Jesuskind willkommen zu heißen. Sie stritten, wer zuerst den Stall betreten dürfe. Jeder meinte, er habe das schönste Geschenk. Der kleine Engel flog ganz still als letzter und dachte verzagt: "Vielleicht sollte ich mich verstecken, weil ich doch kein Geschenk für das Baby habe." Aber die anderen Engel zogen ihn hinter sich her und schliesslich stand auch er im Stall von Bethlehem.
Die Engelschar hatte ihre Geschenke vor die Krippe gelegt. Aber das Jesuskind beachtete sie nicht. Es schaute den kleinen Engel mit den leeren Händen an, der mit Tränen in den Augen beschämt in der Ecke stand. Ohne es zu wollen, erhob er seine Hände und streichelte ganz vorsichtig die Decke, in die Maria das Kind eingehüllt hatte. Das Gotteskind lächelte den kleinen Engel an. Und plötzlich spürte er, wie seine Hände sich füllten. Er fühlte eine tiefe Liebe in sich aufsteigen, die von seinem Herzen in seine Hände floss. Unbewusst hob er die Hände und segnete das Kind in der Krippe.
Nach dieser Nacht fühlte sich der kleine Engel nicht mehr überflüssig. Er hatte erfahren, dass er etwas Wichtiges mit seinen kleinen, ungeschickten Händen tun konnte. Streicheln und segnen.
Wer die Hand Jesu festhält, wird gesegnet.

                                                                                                              aus "Stimme des Glaubens Nr.11"
 
 
Ich wünsche Euch einen gesegneten 3. Advent!
Eure Uli

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